Yoga und Geburt (Vaterblick)

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Nun haben wir die Geburt unseres Sohnes geschafft und ich möchte gern meine Erfahrungen als Vater dazu teilen, ganz aus meiner Perspektive.

Unser Junge, Arjuna, kam im Geburtshaus Würzburg zur Welt. Zur Vorbereitung gab es mehrere Termine vor Ort, um das Team der Hebammen, die Räumlichkeiten kennenzulernen und die Voruntersuchungen durchzuführen.

An dieser Stelle ein großes Lob an das Team, allein für die Vorbereitungszeit. Eine gemütliche ruhige Atmosphäre, Platz für gute Gespräche für die werdende Mutter und den Vater.

Die Geburt lief nahezu bilderbuchartig ab. Einsetzen der Wellen (Wehen) in guter Intensität ca. 22.14Uhr mit stabilem Intervall von ca. 10Min. und kleinen kurzen Zwischenwehen. Da die Abstände geringer wurden, Anruf bei der Hebamme für kurze Abstimmung und Entscheidung, die Fahrt von Homburg nach Würzburg anzutreten (ca. 10min. Rüstzeit + 35min. Fahrzeit).

Im Geburtshaus angekommen (ca. 00:15), konnten wir uns im Raum ähnlich einem Wohn- Schlafzimmer einrichten. Dezente Untersuchung bzw. Erfassung der Situation durch die Hebamme. Ich begann die Sachen auszupacken, startete mit Duftöl und sanfter Musik. Nach Anleitung der Hebamme konnte ich mit Druckpunkten das Durchleben der Wellen unterstützen. Auch das gemeinsame Atmen “OM” war eine gute Hilfestellung für die Mama.

Nach einer Zeit auf dem Bett mit intensiveren Wellen ging es in eine super Badewanne mit schön warmen Wasser. Geduldig lebten wir die Wellen durch, bis Arjuna endlich mit dem Köpfchen kam und nur wenige Wehen später vollständig in der Wanne ankam (4:12Uhr). Besonderheit war dabei das Gesicht nach oben (Sterngucker) und die Geburt in der Fruchtblase (Glückshaub – Wahrscheinlichkeit 1:80.000).

Die Geburt war fordernd für die Mama, trotzdem ruhig und stabil bis zum Finale in doch relativ kurzer Zeit für die Erstgebärende von 6 Stunden bzw. 4 Stunden im Geburtshaus. Die Überprüfung des Herzschlages des Babies war die ganze Zeit stabil und ruhig 143 – 147.

Danach, ca. 1,5 Stunden Ruhe, Kontrolle durch die Hebamme und Erstellung der notwendigen Unterlagen konnten wir wieder die Heimreise antreten.

Ist die Geburt für eine Yogalehrerin einfacher?

Ich denke schon, denn es gab mehere Positionen/Haltungen bei denen die körperliche Flexibilität offensichtlich von Vorteil war. Auch die erforderliche Kraft in Armen, Schulter und Rumpf durch Stützhaltungen ist da sehr gefordert. Die regelmäßig trainierte Atemtechnik durch Pranayamas schienen mir auch sehr hilfreich im Wellen Atmen und besonders die Atmung in der Ruhephase, ähnlich der Zwischenentspannung im Yoga um Kraft zu tanken.

Was kann aus der Perspektive Yogalehrer als Empfehlung für die Geburtsvorbereitung gegeben werden?

Übe Atemtechnik, denn ich bin überzeugt davon, dass Du sie dann routiniert einsetzen kannst, auch wenn es für Dich unmöglich erscheint. Die vollständige Yoga-Atmung oder die Wechselatmung sind sicherlich gut. Von der Feueratmung oder dem Leuchtendem Kopf ist in der Schwangerschaft abzuraten!
Praktiziere Yoga Asanas bis zur Geburt, in angepasster Weise – schwangerengerecht! Ich bin mir sicher, dass man dadurch die Kraft in der Muskulatur und auch die Ausdauer trainiert, die für eine reibungslose Geburt über Stunden so wichtig ist.
Ebenso ist die Flexibilität von Vorteil, einmal zur Beckenöffnung aber auch insgesamt für den Geburtsablauf.

Was kann für die Geburt empfohlen werden?

Der werdende Vater kann für eine ruhige Atmosphäre sorgen, gedämpftes Licht, warmer – zugfreier Raum, geschlossene Fenster & Türen, sanfte Musik. Bei der Musik ist es wichtig, dass es wirklich kaum hörbar ist, da die Mama sich auf die Welle konzentrieren muss und in das Becken spüren und atmen sollte. Alles Störende im Außen lenkt da nur ab.
Meine Playlist war von zur Einstimmung ein Mantra welches gern zur Geburt eingesetzt wird:
“Om Gam Ganapataye Namaha” entweder von Edo&Jo (dynamisch) oder etwas ruhiger vom Doula-Chor
Später von Craig Pruess&Ananda
1.Ganesh Invocation
2.Devi Prayer
3. Lalitha Ashtotram

Wenn es für die Mama angenehm ist, bring ein Duftöl oder Räucherstäbchen mit ein, idealerweise vorher mit der Mama abgestimmt. Spüre hinein, ob es in der besonderen Situation störend sein kann. Dezent!

Was kann der Vater bei der Wehe tun?

Grundsätzlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass es der Mama hilft, wenn man mitatmet und Ihr einen Weg im Atem gibt. Durch den Stress & Schmerzen verliert man das aus dem Blick. Ich finde den Vergleich zum Marathon ganz gut, was bei uns ja auch in die Zeit passt (4Std.). Es ist mit jedem Schritt wichtig, effizient und ruhig Richtung Ziel zu kommen und nicht unnötig Kraft zu verlieren. Also hilf ihr bei der Atmung, animiere sie den Atem im Ausatmen fließen zu lassen statt unkontrolliert zu unterdrücken. Ein wirklich brauchbarer Tipp der Hebamme war das Stimmen eines dunklen Tones. Naja, klar dass der Yogalehrer dann mit “OM” einsteigt. Der Ton schwingt in das Becken und hilft das Erspüren der Atem- und Pressrichtung, top! Jede Welle führt weiter zum Ziel! “OM” hat uns echt geholfen, auch sehr fokussiert zu handeln.
Neben der klassischen Betreuung, wie Getränke, Abtupfen, Halten in Ruhephasen oder Stehsäule in der Welle kann es der Mama helfen, während einer Welle am Steißbein mit dem Handballen oder Handfläche nach unten zu schieben (leichter Anpressdruck). Stimm das mit der Mama ab und es kann helfen. Wenn es für sie nicht okay ist, Finger weg!


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